Veganer vs. Omnivore: Wer hat die dickeren Eier?
Zugegeben. Den Titel könnte man schon als Diskriminierung gegen Veganer verstehen, welche ja keine Eier essen. Aber so ist das natürlich nicht gemeint. Es geht schlicht um den neumodischen Zweikampf, Schwergewicht gegen Schwergewicht, Muhammad Ali gegen Joe Frazier, einfach ein Kampf der Titanen. In der einen Ecke der belehrende und aufdringliche Veganer, in der anderen der egoistische und empathielose Omnivore. Wer wird gewinnen?
Ich spoiler ausnahmsweise mal (Bei Serien mach ich das nie, wirklich!): Niemand gewinnt. Ihr macht euch mit diesem künstlich aufbauschenden Gegeneinander einfach nur lächerlich. Aber wieso, weshalb, warum, dafür müsst ihr schon noch ein bisschen lesen. Lasst uns zunächst die Wettkämpfer vorstellen.
Der selbstsüchtige Omnivore
In der linken Ecke: der Egoistische, der Ignorante, der selbstsüchtige Omnivore. Tierleid ist ihm völlig gleichgültig, wenn er dafür ein saftiges Steak genießen kann. Auf belehrende Worte reagiert er meist mit Zynismus oder einer kindischen Abwehrhaltung. Im Supermarkt greift er in der Regel zur Discounterware, der Preis massiver Fleischmengen muss schließlich irgendwie bezahlt werden. Er ist zwar ein Allesfresser, in Diskussionen über Ernährung provoziert er allerdings gerne mit seinem Fleischkonsum. Auf die Frage, wieso er Fleisch esse, antwortet er mit den Worten „Das haben Menschen immer schon so gemacht“. Statt sich für Menschen, die sich vegetarisch oder gar vegan ernähren, zu interessieren, fordert er Andersdenkende gern heraus und spitzt die Situation durch empathielose Aussagen zu. Gegen Aussagen von Moralaposteln, die zunehmend den Zeigefinger heben, ist er von Natur aus allergisch.
Der meinungsfaschistische Veganer
In der rechten Ecke: der Moralapostel, der Belehrende, der meinungsfaschistische Veganer. Jeder Mensch, der Fleisch isst, ist für ihn ein Mörder. Das lässt er auch jeden gerne wissen, denn Empathie und Toleranz sollte man in seinen Augen nur Tieren gegenüber haben. Um seine Intoleranz gegenüber Andersdenkenden jedem auf die Nase zu binden, steht er gerne mit blutigen Bildern vor Fast-Food-Häusern und demonstriert gegen Fleischkonsum. Seine Wortwahl ist dabei weder aufklärend noch sachlich, stattdessen setzt er auf Belehrungen und herablassende Erziehungsmaßnahmen. Seine Meinung zwingt er anderen Menschen gerne penetrant und in jeder möglichen Situation auf. Radikal statt kooperativ lautet seine Devise, denn Zwischenlösungen gibt es für ihn nicht. Den Spruch „Woran erkennt man einen Veganer? Er sagt es dir“ nimmt er wörtlich, denn jeder soll wissen, dass er sich vegan ernährt. In Diskussionen basieren seine Argumente ausschließlich auf dem schrecklichen Leid, das Fleischfresser den Tieren antun.
Let’s get ready to rumble!
Jetzt habe ich hoffentlich jedes Klischee bedient. Also: Lasset die Spiele beginnen. Möge das Glück stets mit euch sein. Aber blöderweise habe ich ja schon gespoilert, diesen stumpfsinnigen Kampf gewinnt niemand. Denn wie es so oft ist, wenn zwei engstirnige Parteien miteinander, nennen wir es mal diskutieren, es geht nur darum, dem anderen seine eigene Meinung aufzuzwingen. Und das oft in einer beleidigenden oder zumindest respektlosen Art und Weise. Man will schlicht den vermeintlich Stärkeren raushängen lassen. Ob man nun stärker ist, weil man tierische Eiweiße zu sich nimmt, oder weil man moralisch am längeren Hebel sitzt, sei mal dahingestellt. Fakt ist: Interessierte und konstruktive Gespräche über Ernährung sind toll, aufzwingende und provozierende Streitdiskussionen nicht.
Es gibt auf Erden nun mal Individuen, die – wer hätte das gedacht – völlig individuell sind. So auch die Ernährung. Es gibt Omnivoren, Veganer, Vegetarier, Flexitarier, Frutarier, Low-Carb-Befürworter, High-Carb-Fans und wer weiß, was noch alles. Jeder, der sich für eine Ernährungsweise entschieden hat, hat seine Gründe dafür. Und jetzt frage ich jeden, der irgendeine Entscheidung von Grund auf verteufelt: Was gibt euch das Recht dazu? In Köln sagt man so schön „Jede Jeck ist anders“, ich finde, das bringt es auf den Punkt. Doch das Leben wäre ja viel zu einfach, wenn jeder nach diesem Motto leben würde. Und wer lebt gerne einfach? Stattdessen werden die dicksten Eier ausgepackt, wenn jemand bei Facebook auf der Suche nach einem Restaurant ist. Ganz gleich, ob jemand ein veganes Restaurant sucht oder das mit dem besten Schnitzel, von der „Gegenseite“ gibt es immer einen dummen Kommentar. „Wieso nicht mal fleischlos?“ oder „Mein Metzger hat super veganes Fleisch“. Und genau dieses Gegeneinander ist das, was in meinen Augen schlicht dämlich ist. Habt ihr keine Hobbys, Freunde? Müsst ihr wirklich jedem mit eurer Meinung auf den Sack gehen?
In meinem Dating-App-Beitrag (ganz am Ende) habe ich bereits Screenshots gezeigt, die genau dieses unnötige Anfeinden symbolisieren. Aus dem Nichts heraus kommt viel Meinung, die einem förmlich ins Gesicht geschrien wird. Lasst die Leute doch einfach leben, statt ihnen ständig diktieren zu wollen, wie sie es zu tun haben. Ich persönlich finde es auch nicht gut, wenn jemand das billigste Fleisch überhaupt kauft, ich stell mich aber auch nicht ans Kühlregal und erzähle jedem Käufer, wie schlecht das ist. Am besten noch mit Demo-Schildern und einem Megafon. Sachliches Aufklären wäre eine gute Alternative, aber hey, dann hätte man ja keine sinnfreien Diskussionen mehr zum Aufregen. Und ich keinen Stoff mehr für meinen Blog. Also macht euch doch lieber weiter zum Affen (keine Diskriminierung gegen gleichnamige Tiere!) und beleidigt euch aufgrund eurer Ernährung. Es gibt ja auch nichts Wichtigeres. Lauch Ende!